Dysphagien

Schluckstörungen

Ob Weihnachtsfeier, Besuch in der Eisdiele oder das gemeinsame Familienmahl: Gemeinsames Essen spielt eine wichtige Rolle in unserem sozialen Leben. Ist das Schlucken beeinträchtigt oder nicht mehr möglich, bedeutet dies für die Betroffenen einen schwerwiegenden Einschnitt in ihrem Leben. Viele ziehen sich zurück und verlieren damit wichtige Lebensqualität. Gezielte Therapie kann die Einschränkungen mindern und den Betroffenen helfen, Lebensqualität zurückzugewinnen.

Dysphagien sind Störungen des Schluckakts. Die Betroffenen verschlucken sich an Flüssigkeiten oder Speisen. Das bedeutet, es gelangt Nahrung oder Speichel in die Trachea (Luftröhre): es kommt zu einer so genannten Aspiration. Auf eine Aspiration reagiert der Mensch im besten Fall mit kräftigem Husten, um die fehlgeleitete Nahrung wieder in den Rachen zu befördern. Man spricht von einer "adäquaten Hustenantwort". Das Husten empfinden viele Betroffene als sehr unangenehm und lästig. Es hat jedoch zwei Vorteile: Die Nahrung wird wieder aus der Luftröhre abtransportiert. Außerdem zeigt das Husten deutlich auf Schluckprobleme hin. Es ist auch möglich, dass eine Aspiration nicht bemerkt wird. Hier kommt es zur so genannten "stillen Aspiration". Dieser Fall ist besonders gefährlich, da die fehlgeleitete Nahrung in die Lunge gelangen kann. Es besteht die Gefahr einer Lungenentzündung (Aspirationspneumonie).

Länger andauernde Schluckprobleme können neben den gefährlichen Aspirationen weitere schwerwiegende Folgen haben: Fehlernährung, Gewichtsverlust, Dehydration (zu geringer Flüssigkeitshaushalt), Appetitlosigkeit, eingeschränkte Lebensqualität, soziale Isolation.

Dysphagien sind häufig Folge von neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall, Gehirntumor, Parkinson, Myasthenie, Multiple Sklerose. Dysphagien können auch bei an sich gesunden Menschen in höherem Alter auftreten in Form einer Altersschluckstörung (Presbyphagie).

Diagnostik und Therapie

Schluckstörungen können sehr unterschiedlich sein: von gelegentlichem Verschlucken bis zur völligen Unfähigkeit, Nahrung oral (über den Mund) aufzunehmen. In der Schluckdiagnostik wird sorgfältig festgestellt, welche Funktionen erhalten sind und an welcher Stelle der Schluckakt nicht funktioniert. Eine wichtige Rolle spielt hier neben den motorischen Fähigkeiten auch die Sensibilität im Mund- und Rachenraum.

Auf Grundlage der Ergebnisse der Diagnostik entsteht ein individueller Behandlungsplan. Er umfasst verschiedene Bereiche wie Körperhaltung, Verhaltensmaßnahmen beim Essen, Reinigungstechniken für den Kehlkopf, Schlucktechniken und Anpassung der Nahrungsform. Bei sehr schweren Schluckstörungen kann die Ernährung über den Mund durch eine Magensonde ergänzt oder ersetzt werden. Hier wird die Nahrung per Sonde entweder über die Nase (NGS) oder durch die Bauchwand (PEG) direkt in den Magen befördert.

Empfehlungen

  • Dysphagie. Schluckstörungen nach Schlaganfall und Schädel-Hirn-Trauma. Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Schulz Kirchner Verlag
  • Bartholome, G u.a. 2018: Schluckstörungen - Diagnostik und Rehabilitation. München